Zukunft gestalten im Einklang mit der Natur


Umweltgerechte Nachnutzung ehemaliger Zechengelände zeigt Verantwortung für die nachfolgenden Generationen.

Über Jahrhunderte stand der Bergbau für industrielles Wachstum. Die Kohle sorgte für technische Innovationsschübe und Wohlstand. Im Schatten der Fördergerüste wuchsen ländlich geprägte Gemeinden zu Großstädten mit moderner Infrastruktur heran. Heute ist die große Mehrzahl der Zechen gegangen. Was bleibt, ist die Verantwortung für die Regionen und Menschen. Viele ehemalige Zechengelände entwickelte die Beteiligungsgesellschaft RAG Montan Immobilien für eine Folgenutzung –  an jedem einzelnen Standort mit spezifischen Konzepten zum Nutzen von Mensch und Umwelt.


 

­Flächen sind Ressourcen

Die Reaktivierung ehemaliger Industrieflächen ist eine bedeutende Maßnahme zum Schutz der Ressource Boden und entspricht bundespolitischen Zielsetzungen. In ihrer Nachhaltigkeitsstrategie formulierte die Bundesregierung zunächst das Ziel, in Deutschland ab dem Jahr 2020 pro Tag nicht mehr als 30 Hektar Freifläche für Ansiedlungen umzuwidmen. Im Dezember 2017 wurde dann das Flächenverbrauchsziel der „Netto-Null“ bis zum Jahr 2050 ausgegeben, welches auf dem Gedanken einer Flächenkreislaufwirtschaft beruht. Ein ehrgeiziges Ziel, angesichts der Tatsache, dass in Deutschland heute täglich rund 62 Hektar als Siedlungs- und Verkehrsfläche neu ausgewiesen werden. Das entspricht ca. 88 Fußballfeldern.

Stillgelegte Zechenstandorte befinden sich häufig zentrumsnah und bieten aufgrund ihrer Größe und Vielfältigkeit zahlreiche Möglichkeiten zur Folgenutzung. Das eröffnet die Chance, Flächen auf der „grünen Wiese“ oder am Stadtrand zu schonen. Innenstadtnahe Zechenstandorte bieten ausreichend Platz für neue Formen von Arbeiten, Wohnen und Freizeit. Im Rahmen des interkommunalen Projekts „Wandel als Chance“ unterzeichneten im Februar 2014 das Land Nordrhein-Westfalen, die RAG Aktiengesellschaft und RAG Montan Immobilien, 21 Kommunen und Kreise und der Regionalverband Ruhr (RVR) die sogenannte Bergbauflächenvereinbarung, die dafür Sorge tragen soll, den Bergbau, die Träger öffentlicher Belange und die Investoren zusammenzuführen. Mit der Unterzeichnung verpflichteten sich die Partner zur vorausschauenden Revitalisierung von insgesamt 20 ehemaligen Bergbauflächen in NRW und damit rund 1.000 Hektar Bergbauflächen in 17 Städten.

Das Projekt „Wandel als Chance“ entstand im Jahr 2008 nach dem Beschluss zur schrittweisen Stilllegung der Steinkohlenförderung bis Ende des Jahres 2018. Das Ziel des Projekts lautet, mittel- und langfristig wirksame Konzepte zur wirtschaftlichen und sozialen Erneuerung umzusetzen, die großräumig wirksam sind.

Zusätzlich zur ökonomisch sinnvollen Wiederverwendung vormals versiegelter Flächen setzt die RAG mit ihren Beteiligungsunternehmen auf diesen Flächen Projekte um, die einen Beitrag zu weiteren ökologischen Zielen leisten.

Beitrag zur Energiewende

Mit der Atomkatastrophe in Japan im Jahr 2011 ging in der Bundesrepublik Deutschland eine grundlegende Bewusstseinsänderung in puncto erneuerbarer Energien einher. Unabhängig davon stellte die Bundesregierung bereits im Jahr 2010 die Weichen: Energiestrukturen sollen sich ändern, erneuerbare Energien künftig die tragende Säule der Energieversorgung in Deutschland bilden –  umweltschonend, zuverlässig und bezahlbar.

Für die RAG bedeuten erneuerbare Energien weit mehr als Zeitgeist und gesellschaftliche Debatte. Insgesamt engagiert sich die RAG derzeit in 71 Projekten zu regenerativen Energien. Dazu gehört die Mobilisierung bergbauspezifischer Ressourcen wie Grubengas oder Tiefengeothermie. Ein Forschungsprojekt untersucht die Möglichkeit, mit untertägigen Pumpspeicherkraftwerken Beiträge zur heimischen Energieversorgung zu leisten. Das Beteiligungsunternehmen RAG Montan Immobilien entwickelt auf Halden, ehemaligen Bergwerksanlagen und Freiflächen Windenergie- und Photovoltaikanlagen, letztere vor allem im sonnenintensiveren Saarland. Auf einer ehemaligen Kohlenlagerfläche in Sulzbach versorgt eine Photovoltaikanlage mit einer Leistung von sieben Megawatt etwa 1.500 Haushalte mit Strom.

An der Ruhr setzt das Unternehmen dagegen stärker auf eine „starke Brise“. Gemeinsam mit kommunalen Partnern entstehen auf geeigneten Bergehalden Windparks. Neben Wind und Sonne spielen auch nachwachsende Rohstoffe wie Biomasse eine Rolle. In Gelsenkirchen, auf dem Gelände der ehemaligen Kokerei Hassel oder auch auf dem Areal des einstigen Bergwerks Hugo, werden RAG-Flächen für den Anbau nachwachsender Rohstoffe zur Energieversorgung genutzt.

InnovationCity, Bottrop: Seit dem Jahr 2010 präsentiert sich Bottrop als Modellstadt und Labor für die Energiewende. Unter dem Motto „Energiewende von unten“ lautet der Anspruch, in der Innenstadt sowie in sechs weiteren Stadtteilen die CO2-Emmissionen bis zum Jahr 2020 zu halbieren und die Lebensqualität zu steigern. Die RAG engagiert sich hier mit vier Projekten. So soll beispielsweise die Abwärme der Kokerei Prosper Schulen beheizen.

Träger des Modellprojekts InnovationCity Bottrop ist der Initiativkreis Ruhr, ein Zusammenschluss von rund 60 Unternehmen im Ruhrgebiet, zu denen auch die RAG gehört und deren Moderatorenführerschaft Bernd Tönjes innehat. Das Beteiligungsunternehmen RAG Montan Immobilien ist Gesellschafter der InnovationCity Management GmbH.


klimametropole RUHR 2022: Mit der Reaktivierung von Flächen und Projekten im Bereich der erneuerbaren Energien engagiert sich die RAG zugleich im Klimaschutz. Mit acht Projekten – von der ökologischen Stadtentwicklung bis zum Energiepark –  beteiligt sich der Konzern seit dem Jahr an unterschiedlichen Veranstaltungsformaten innerhalb der Initiative „klimametropole RUHR 2022“. Das Dekadenprojekt verfolgt das Ziel, die Energiewende im Rahmen der von NRW festgelegten Klimaschutzziele umzusetzen. Die Beiträge der RAG reichen von Pumpspeicherkraftwerken unter Tage bis hin zur Entwicklung eines CO2-neutralen Stadtquartiers in Dinslaken-Lohberg.


Biotope und Bienen: Neben ökologisch sinnvollen baulichen Nutzungen treibt der Konzern Maßnahmen zum Schutz des Freiraums und der ökologischen Artenvielfalt voran. Das Beteiligungsunternehmen RAG Montan Immobilien wertet über sein Tochterunternehmen „Landschaftsagentur Plus“ Flächen des Konzerns im Rahmen des Kompensationsflächenmanagements durch gezielte Anpflanzungen und extensive Pflege, die Schaffung von Streuobstwiesen oder Gewässerrenaturierungen ökologisch auf. Aber auch beim Rückbau von Gebäuden sind stets der Artenschutz und die ökologische Baubegleitung verankert. So wird bei den gegenwärtigen Rückbaumaßnahmen auf dem Gelände der ehemaligen Kokerei Hassel ein Stellwerksgebäude zum Artenschutzhaus ertüchtigt.

Darüber hinaus finden bei allen Planungen etwa Vegetationszeiten wildlebender Pflanzen oder Brut- und Nistzeiten von Tieren Beachtung. Zudem betreibt und dokumentiert das Unternehmen Artenschutzprüfungen und die ökologische Bauüberwachung. Die Erkenntnisse fließen in den Umweltbericht zum Bauleitplanverfahren für das betreffende Areal ein. Die Berücksichtigung der ökologisch orientierten Stadtplanung mündet in ein innovatives und nachhaltiges Flächenkonzept für die Standorte. Starke Partner für ihr ökologisches Engagement gewann die RAG Montan Immobilien seit dem Jahr 2012 mit den Landesverbänden NRW und Saarland des Naturschutzbunds Deutschland (NABU).


Berge als Bauwerke: Bergbau bringt nicht nur Kohle zutage: Unvermeidlich findet sich auch bis zu 50 Prozent Nebengestein in der Förderung, das aussortiert und auf Halden verbracht wird. Aus diesem sogenannten Bergematerial formen Ingenieure und Architekten komplexe Landschaftsbauwerke. Einmal aus der Bergaufsicht entlassen, wurden viele Bergehalden an Ruhr und Saar ökologisch rekultiviert und zu beliebten Ausflugszielen und Freizeitorten entwickelt, wo Kunst und Kultur ebenso wie Natur und Sportmöglichkeiten die Besucher anlocken, beispielsweise die Lichtinstallation „Das Geleucht“ auf Halde Rheinpreussen in Moers, der Tetraeder in Bottrop, Kreuzweg und Amphitheater auf der Halde Haniel sowie der Saarpolygon auf der Halde Duhamel in Ensdorf im Saarland.