Am Samstag, 19. Februar, verstarb der emeritierte Weihbischof Dr. Franz Grave. Der gebürtige Essener, der zeitlebens tief mit dem Bergbau und den Bergleuten verbunden war und das Bergwerk Prosper-Haniel bis zur Stilllegung regelmäßig besuchte, wurde 89 Jahre alt.
„Die Nachricht von Franz Graves Tod hat uns tief erschüttert“, sagt der RAG-Vorstandsvorsitzende Peter Schrimpf. Grave sei nicht nur eine große Persönlichkeit und ein inspirierender Geistlicher gewesen – sondern vor allem auch ein Kumpel unserer Kumpel. „Er hat uns immer zur Seite gestanden und war stets für unsere Bergleute da – wie beim Kampf um viele Tausend Bergbau-Arbeitsplätze im Jahr 1997, im Rahmen der ,Gemeinsame Sozialarbeit der Konfessionen im Bergbau' oder beim schmerzlichen Abschied vom deutschen Steinkohlenbergbau 2018.“ Die RAG werde Grave ein ehrendes Andenken bewahren, betont RAG-Finanzvorstand Michael Kalthoff. Hierzu gehöre besonders, die gelebten Werte von Solidarität, Verlässlichkeit, Offenheit und ethischer Verantwortung in die Zukunft zu tragen – so wie es sich Grave anlässlich des Auslaufbergbaus gewünscht habe.
Grave wurde am 25. November 1932 als Sohn einer Handwerkerfamilie in Essen-Frohnhausen geboren. Nach dem Studium der Philosophie und Theologie empfing er 1959 die Priesterweihe durch Bischof Franz Hengsbach. 1988 ernannte ihn Papst Johannes Paul II. zum Titularbischof von Tingaria sowie zum Essener Weihbischof. Die Deutsche Bischofskonferenz wählte Grave 1992 zum Vorsitzenden der Adveniat-Kommission. Zudem war er von 1999 bis 2008 Mitglied der Päpstlichen Kommission für Lateinamerika. Nach seinem altersbedingten Rücktritt im Jahr 2008 widmete sich Grave der Seelsorge in der Mülheimer Pfarrei St. Mariae Geburt.
„Weihbischof Grave ist den Weg eines echten Hirten für unsere Region gegangen, kantig und mit einem wahren Herzen für das Ruhrgebiet, für Kohle und Stahl, für die Arbeit, für die kleinen Leute und auch die großen, würdigte Bischof Franz-Josef Overbeck den Verstorbenen. „Er ist einer, der zu einem Markenzeichen für unser Bistum geworden ist.“
Bernd Tönjes, Vorstandsvorsitzender der RAG-Stiftung, und Bärbel Bergerhoff-Wodopia, Mitglied im Vorstand der RAG-Stiftung, wiesen insbesondere auf Graves Engagement hin, der nachkommenden Generation eine lebenswerte Region zu erhalten. Ein großer Dank gelte auch seinem Anteil am erfolgreichen sozialverträglichen Auslauf des deutschen Steinkohlenbergbaus.
Zeit seines Wirkens stand Grave den Bergleuten sowie ihren Werten und Tugenden sehr nahe. „Mein Großvater war Bergmann, und ich habe erlebt, dass dieser Beruf eine über die reine Arbeit hinausgehende Kultur in unsere Familie getragen hat, die auch das private Leben geprägt hat“, sagte Grave 2008 im Gespräch mit dem damaligen RAG-Mitarbeitermagazin „Steinkohle“. Später sei er dieser „Kultur des verlässlichen Miteinanders, der Solidarität, der Verantwortung für den anderen“ immer wieder begegnet und habe sie als „vorbildhaftes Beispiel der Arbeitswelt“ schätzen gelernt. Ohne eine solche Orientierung und Bindung könne gesellschaftliches und wirtschaftliches Leben nicht gelingen, betonte Grave damals. „Es gibt für eine Gesellschaft auch so etwas wie geistige Flöze. Gerade in einer Zeit des rasanten Wandels, der Mobilität und Flexibilität braucht der Mensch nicht nur eine körperliche, sondern auch geistige Bleibe.“