Camphausen/Sulzbach/Saarbrücken. Nach intensiver Vorbereitung hat die Saarbrücker Iqony Energies GmbH, eine Tochtergesellschaft des Essener Energieunternehmens Iqony, die Modernisierung und den damit verbundenen Umbau ihrer bestehenden Fernwärmeerzeugungsanlagen und ihres Fernwärmenetzes auf dem Gelände der früheren Zeche Camphausen zu einer innovativen und klimaneutralen Wärmeerzeugung beschlossen. Dabei wird Abwärme aus Grubenwasser der RAG als neue Wärmequelle erschlossen und für die Fernwärmeversorgung der Stadt Sulzbach zur Verfügung gestellt. Dadurch werden zukünftig jährliche CO2-Emissionen von mehr als 6.000 Tonnen vermieden.
Bereits im Dezember 2020 hatte das Projekt eine Förderzusage im Rahmen einer Ausschreibung für „Innovative KWK-Energiesysteme“ (iKWK) der Bundesnetzagentur erhalten; Kraft-Wärme-Kopplungs-Anlagen erzeugen zugleich Strom und Wärme und sind deshalb besonders effizient und ressourcenschonend. Umfangreiche planerische Vorläufe, viele technische Herausforderungen und regulatorische Entscheidungen in Berlin hatten jedoch zur Folge, dass das Projekt bisher noch nicht realisiert werden konnte. Jetzt jedoch sind alle Voraussetzungen erfüllt und die Umsetzung kann beginnen.
Technisch besteht das Projekt aus drei aufeinander abgestimmten Komponenten: einer konventionellen KWK-Anlage, der erneuerbaren Wärmequelle in Form des Grubenwassers und einer Wärmepumpe, die die im Grubenwasser enthaltene Restwärme von etwa 36 Grad für die Fernwärmeversorgung nutzbar macht.
Technischer Vorteil Grubenwasserhaltung
„Wir sind froh, mit dem Grubenwasser, dass wir Iqony zur Verfügung stellen, mithelfen zu können, einen klimaneutralen Beitrag zur Wärmeversorgung zu leisten. Dieses Grubenwasser hat eine Temperatur, die sich zur Wärmegewinnung durchaus nutzen lässt“, so Dr. Michael Drobniewski, RAG-Regionalbeauftragter für das Saarland. An allen Standorten der Grubenwasserhaltung würden deshalb entsprechende Machbarkeitsstudien durchgeführt.
„Mit dem Pumpen des Grubenwassers wird die Erschließung dieser nicht alltäglichen Wärmequelle natürlich wesentlich einfacher“, erläutert Dr. Dietmar Bies, der das Projekt für Iqony verantwortet. Die so gewonnene Wärme sorge für einen entsprechend verminderten Einsatz konventioneller Energieträger, sodass mittels der iKWK-Anlage Camphausen jährlich rund 6.300 Tonnen an CO2-Emissionen eingespart würden.
Vollständige Klimaneutralität dank Grubengaseinsatz
Weil auch der dritte Anlagenteil, die konventionelle KWK-Anlage, mittels eines als klimaneutral eingestuften Energieträgers befeuert wird, arbeitet die Anlage insgesamt bilanziell bereits heute vollständig emissionsfrei.
Anke Langner, Sprecherin der Geschäftsführung der Iqony Energies GmbH: „Wir setzen in der konventionellen KWK-Anlage Grubengas als Brennstoff ein, das einen hohen Methan-Anteil hat. Unverbrannt freigesetzt hat Methan in der Atmosphäre eine mehr als zwanzigmal klimaschädlichere Wirkung als CO2. Entsprechend hat auch die Politik erst jüngst die Eistufung von Grubengas als bilanziell klimaneutralem Brennstoff bestätigt und deshalb ist der Einsatz von Grubengas als Brennstoff auch im Interesse des Klimas eine sinnvolle Maßnahme.“
Hinzu kommt: Auch in den kommenden Jahren steht noch in ausreichendem Maß Brennstoff zur Verfügung. Allerdings war die gesetzliche Einstufung des Energieträgers Grubengas in der politischen Diskussion lange in der Schwebe. Dies hatte zur Folge, dass auch die Realisierung des Projekts in Camphausen länger hat auf sich warten lassen als ursprünglich geplant.
Grüne Wärme für Camphausen und Sulzbach
Für die Bezieherinnen und Bezieher von Fernwärme in den Gemeinden Camphausen und Sulzbach, darunter auch ein Krankenhaus und Industrie- und Gewerbebetriebe, heißt das wiederum: Die künftig aus der Anlage auf dem ehemaligen Zechengelände gelieferte Fernwärme ist heute schon grün, also klimaneutral.
Nicht nur vor diesem Hintergrund haben die Stadtwerke Sulzbach als lokaler Fernwärmelieferant und die Iqony Energies GmbH beschlossen, ihre bewährte und erfolgreiche Zusammenarbeit fortzusetzen und den entsprechenden Kooperationsvertrag um zwanzig Jahre zu verlängern. „Wir freuen uns, dass wir unsere Kooperation fortsetzen und mit dem nun beginnenden Umbau der Anlage in Camphausen zugleich ein neues, klimaneutrales Kapitel für die hiesige Wärmeversorgung aufschlagen“, so Anke Langner.
Und noch eine gute Nachricht kann Iqony den Bürgerinnen und Bürgern der beiden Gemeinden vermelden: „Technisch gesehen hat unsere Anlage noch Potenzial, die Erzeugung von grüner Heizwärme noch zu steigern. Das heißt, einem möglichen Ausbau einer wirklich klimaneutraler Fernwärmeversorgung steht erzeugungsseitig nichts im Wege“, so Anke Langner.
Zeitplan
Die Baumaßnahmen werden voraussichtlich bereits im Oktober 2023 beginnen und etwa 14 Monate dauern. Mit einer Inbetriebnahme der Anlage ist für Ende 2024 zu rechnen. Während der Umbauphase wird die Wärmeversorgung der Gemeinden mittels mobiler Heizzentralen jederzeit sichergestellt.